Dein eigenes Portfolio erstellen

Dein Portfolio large

In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du Dein eigenes Portfolio erstellen kannst. Damit legst Du einen wichtigen Grundbaustein für Deinen langfristigen Vermögensaufbau.

Leider hinterlässt Deutschland im Thema Vermögensaufbau eine traurige Bilanz. Nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium fehlt es den meisten Menschen an elementaren Grundkenntnissen rund um ihre finanzielle Gesundheit. Kaufen oder mieten? Sparbuch oder Aktien? Vielen ist nicht klar, welche Richtungsentscheidungen mit diesen Fragen verbunden sind und wie sie sich auf ihre finanzielle Existenz und vor allem dem Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit auswirken. Die Beseitigung dieses Bildungsdefizits muss möglichst frühzeitig erfolgen, denn der Faktor Zeit ist einer der wichtigsten Faktoren beim Vermögensaufbau.

Und weil es so wichtig ist, anzufangen anstatt in der Theorie hängen zu bleiben und dadurch viel Zeit und Chancen zu verpassen, zeige ich in den nächsten Artikeln, wie ein kontrollierter Start möglich ist und Du Deine Risiken systematisch senkst. Die Artikel befassen sich mit den folgenden Themen:

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Schritt 1: Dein eigenes Portfolio erstellen

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Schritt 2: Money Management implementieren

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Schritt 3: Risiken steuern

 

Mit diesem Wissen steigen Deine Chancen, langfristig ein erfolgreicher Investor zu werden und grundlegende Fehler zu vermeiden, die unerfahrenen Investoren schmerzhafte Verluste bescheren können.

Dein eigenes Portfolio erstellen

Im ersten Teil der Artikelserie zeige ich Dir, wie Du Dein eigenes Portfolio erstellen kannst. Auch wenn Du vielleicht ungeduldig bist oder Dir nach dem Lesen einiges kompliziert erscheint: ein wenig Geduld und etwas Zeit werden sich auszahlen. Und so kompliziert ist das Thema nun auch wieder nicht. Wenn Du nach dem Lesen noch Fragen hast, zögere nicht, Kontakt zu mir aufzunehmen.

Damit Du Dein eigenes Portfolio erstellen kannst, beantworte die folgenden drei Fragen:

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Welches Ziel verfolgst Du mit Deinem Portfolio?

E

Wie viel Risiko möchtest Du eingehen und wie viel Risiko kannst Du ertragen?

E

Aus welchen Assetklassen möchtest Du Dein Portfolio zusammensetzen und wie möchtest Du sie jeweils gewichten?

 

Mein Tipp: Wenn Du Deine Antworten auf die Fragen aufschreibst, kannst Du Dich nicht nur später besser an Deine Entscheidungen erinnern, sondern es hilft Dir auch dabei, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Ich persönlich schreibe mir auch auf, wenn ich Veränderungen vornehme und warum ich mich für eine Änderung entschieden habe.

Los geht‘s. Beschäftigen wir uns mit der ersten Fragestellung.

Frage 1: Welches Ziel verfolgst Du mit Deinem Portfolio?

Möchtest Du mit Deinem Portfolio langfristig Vermögen aufbauen? Oder möchtest Du mit Deinem Portfolio kurzfristig Geld „parken“?

Das kurzfristige Parken von Geld ist in der Regel dann das Ziel, wenn Du bereits weißt, dass Ausgaben in den nächsten 12 Monaten auf Dich zukommen. Das Studium im Ausland im kommenden Jahr, die Ausrichtung einer Hochzeit oder die Anschaffung einer Immobilie seien hier als Beispiel genannt. Beim kurzfristigen Parken von Geld stehen insbesondere folgende Faktoren im Vordergrund:

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Der Wert des Kapitals muss möglichst erhalten bleiben und darf nicht stark schwanken

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Eine hohe Liquidität ist wichtig – du musst schnell an Dein Geld herankommen

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Das Risiko ist so gering wie möglich zu halten

 

Je nachdem, welche Prioritäten Du bei der kurzfristigen Geldanlage setzt, entscheidest Du Dich entweder für eine tägliche Verfügbarkeit (Tagesgeld) oder für eine Verfügbarkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt in den nächsten 12 Monaten (festverzinsliche Wertpapiere).

Beim langfristigen Vermögensaufbau betrachtest Du einen Anlagehorizont von mindestens (!) 5 Jahren. Mehr „Sicherheit“ gewinnst Du, wenn Du einen Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren einplanst. Einer Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) kann entnommen werden, dass in einer historischen Betrachtung des DAX ab 1967 bei einem Anlagezeitraum von mehr als 10 Jahren das Risiko von Verlusten quasi vollständig eliminiert wurde. Um nicht nur keine Verluste zu machen, sondern auch einen realen Kapitalerhalt nach Inflation zu haben, war laut Studie schon ein Anlagehorizont von mehr als 15 Jahren erforderlich. Beim langfristigen Vermögensaufbau rücken also die folgenden Faktoren in den Vordergrund:

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Maximierung der Rendite bei deutlich höherem Risiko

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Langfristiger Anlagehorizont

 

Der langfristige Anlagehorizont ist wichtig, um im Notfall auch einmal Kursverluste aussitzen zu können, denn der Markt hat langfristig nur einen Trend: er steigt. Dein Kapital langfristig zu binden bedeutet auch, dass Du für ungeplante Ausgaben (Reparaturen, kleinere Neuanschaffungen, etc.) Rücklagen gebildet hast und für geplante Ausgaben (Urlaub, größere Neuanschaffungen) separat ansparst. Über Deinen gesamten Anlagehorizont hinweg soll nicht die Situation eintreten, dass Du gezwungen bist, Dein Investment vorzeitig, auch nicht teilweise, zu liquidieren. Investiere also nur Mittel langfristig, auf die Du im Anlagehorizont verzichten kannst.

Wenn Du meinem Tipp gefolgt bist, hast Du Dir jetzt aufgeschrieben, welches Ziel Du mit Deinem Portfolio verfolgst und welchen Anlagehorizont Du hast. Dann kommen wir nun zur zweiten Fragestellung.

Frage 2: Wie viel Risiko möchtest Du eingehen und wie viel Risiko kannst Du ertragen?

Würdest Du Dein gesamtes Investitionskapital zu 100 Prozent auf ein einziges Unternehmen setzen? Was würde geschehen, wenn das Unternehmen pleite geht? Du würdest einen Totalverlust erleiden und Dein Investitionskapital wäre unwiederbringlich vernichtet. Hältst Du das für eine gute Idee? Ich nicht.

Schauen wir uns einmal gemeinsam an, was mit Deinem Investitionskapital geschehen wäre, hättest Du alles zu 100 Prozent in einen weltweiten Aktienindex, dem MSCI World, investiert. Dieser Index bildet die Entwicklung von mehr als 1.600 Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung in 23 entwickelten Industrienationen ab.

MSCI World Index

Die Grafik zeigt den Verlauf des Index von 1985 bis Juli 2020. Betrachten wir die im Chart rot eingerahmten Ereignisse in folgenden Zeiträumen:

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Oktober 1999 bis November 2003

Mit dem Platzen der New Economy Blase („Dotcom bubble“) fällt der Kurs insgesamt um über 51 Prozent.

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April 2007 bis Juni 2009

In der Weltfinanzkrise fällt der Kurs insgesamt um über 59 Prozent.

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Februar 2020 bis Juli 2020

Während der Covid-19 Pandemie (Stand: 07/2020) fällt der Kurs insgesamt um über 34 Prozent.

In allen drei Szenarien fällt der Kurs mehrere Wochen oder gar viele Monate. Tag für Tag erlebst Du, wie Dein investiertes Kapital weniger und weniger wird und Du hohe Buchverluste erleidest. Du kannst in dem Moment nicht wissen, wie lange sich die Abwärtsbewegung noch fortsetzt, wann der Boden erreicht sein wird und wann wieder der Stand vor dem jeweiligen Ereignis erreicht sein wird. Dennoch möchtest Du ruhig schlafen und nicht in Panik verfallen. Wenn Dir absolute Zahlen besser helfen, das Szenario zu verstehen: hier sind sie.

 

Dotcom bubble
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New Economy Blase ("Dotcom bubble")

Aus 100.000 Euro zum letzten Hoch sind bis zum Tiefpunkt 48.600 Euro geworden, bevor es wieder aufwärts ging.

Finanzkrise
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Weltfinanzkrise

Aus 100.000 Euro zum letzten Hoch sind bis zum Tiefpunkt 40.900 Euro geworden, bevor es wieder aufwärts ging.

Covid-19 Pandemie
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Covid-19 Pandemie im 1. Halbjahr 2020

Aus 100.000 Euro zum letzten Hoch sind bis zum Tiefpunkt 65.800 Euro geworden, bevor es wieder aufwärts ging.

Wenn Du eine solche Situation zum ersten Mal miterlebst, rechne damit, dass Medien mit dramatischen Horrornachrichten vom „Ende der Welt“ berichten werden. Tag für Tag. Auch die Crash Propheten schießen wie Pilze aus dem Boden und rufen das Ende der Welt aus. Du kannst Dich der Situation nicht entziehen. Wie viel Risiko kannst Du in einer solchen Situation ertragen und dennoch ruhig schlafen? Im Nachhinein mit Blick auf die Vergangenheit zu sagen, ein solches Szenario in der Zukunft einfach aussitzen zu wollen, ist leicht getan. Es dann auch tatsächlich zu können und nicht zu verkaufen, ist eine ganz andere Situation und kann die Psyche eines Investors erheblich belasten. Nerven aus Stahl sind hier eine gute Voraussetzung.

Berechne den risikofreien Anteil in Deinem Portfolio

Schaue Dir für Deine erste Einschätzung alle drei Szenarien genau an und gehe vom Schlimmsten aus, also einem Kursrückgang von 60 Prozent. Dann stelle Dir vor, bis zu welchem Verlust von dem im Beispiel gezeigten Investitionsvolumen von 100.000 Euro Du bereit bist, das Szenario auszusitzen. Kommst Du zum Beispiel zu der Einschätzung, dass für Dich persönlich bei einem Buchverlust von 20.000 Euro Schluss hätte sein müssen, dann akzeptierst Du ein Risiko von 20 Prozent. Wenn Du genügend Rücklagen für ungeplante Ausgaben aufgebaut hast und zusätzlich über Rücklagen verfügst, mit denen Du ein Jahr lang Deine monatlichen Kosten decken kannst, möchtest Du vielleicht ein viel höheres Risiko eingehen und akzeptierst einen Buchverlust von 50 Prozent. Für welches der 11 Portfolios in der nachfolgenden Grafik würdest Du Dich spontan entscheiden? Und warum?

Risiko-Anteil risikofreier-Anteil large
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11 unterschiedliche Portfolios von risikoaffin bis risikoavers

Die Grafik zeigt Dir 11 unterschiedlich zusammengesetzte Portfolios. Sie unterscheiden sich jeweils um 10 Prozent in der Zusammensetzung zwischen risikobehafteten Anteil und risikofreien Anteil. Das erstes Portfolio ganz links besteht zu 100 Prozent aus risikobehafteten Anteil. Das letzte Portfolio ganz rechts besteht zu 100 Prozent aus risikofreien Anteil. Das sind die beiden Extreme, die Du als Leitplanken in der Risikodiversifizierung Deines Gesamtportfolios betrachten kannst. Interessant ist der Korridor dazwischen. Hier kannst Du Dich frei für jede Aufteilung entscheiden und – das ist ganz wichtig – sie künftig Deinen persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen anpassen. Doch dazu später mehr. In der Grafik symbolisieren die horizontalen Pfeile oben und unten, wie sich Dein Risiko und Deine Renditeerwartung verändern. Möchtest Du mehr Rendite haben, musst Du mehr Kapital in risikobehafteten Assetklassen investieren. Ohne Risiko keine Rendite! Oder anders ausgedrückt: Angst ist ein Renditekiller und die Steigerungsform von Angst ist „German Angst“. Befreie Dich von Deiner Angst und erlange Kontrolle.

Für welches der 11 Portfolios hast Du Dich spontan entschieden? Um Deiner Entscheidung etwas Substanz zu verleihen, berechnest Du am besten den risikofreien und den risikobehafteten Anteil Deines Portfolios wie folgt:

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Risikobehafteter Anteil an Deinem Portfolio = [Dein max. akzeptiertes Risiko in Prozent] / [den max. erwarteten Kursrückgang]

E

Risikofreier Anteil an Deinem Portfolio = [100 Prozent] - [Risikobehafteter Anteil]

Dazu zwei Beispiele.

Beispiel 1: Du akzeptierst einen maximalen Verlust von 20 Prozent, d.h. egal, was auch passiert: es müssen von 100.000 Euro in jedem Fall 80.000 Euro in Deinem Portfolio verbleiben. Darüber hinaus schätzt Du ein, dass der Kurs im schlimmsten Fall um maximal 60% sinkt.

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Risikobehafteter Anteil an Deinem Portfolio

[20 Prozent] / [60 Prozent] = 33 Prozent

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Risikofreier Anteil an Deinem Portfolio

[100 Prozent] – [33 Prozent] = 67 Prozent

Risikofreier Anteil am Portfolio Beispiel 1

Beispiel 2: Du akzeptierst einen maximalen Verlust von 50 Prozent, d.h. egal, was auch passiert: es müssen von 100.000 Euro in jedem Fall 50.000 Euro in Deinem Portfolio verbleiben. Darüber hinaus schätzt Du ein, dass der Kurs im schlimmsten Fall um maximal 60% sinkt.

E

Risikobehafteter Anteil an Deinem Portfolio

[50 Prozent] / [60 Prozent] = 83 Prozent

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Risikofreier Anteil an Deinem Portfolio

[100 Prozent] – [83 Prozent] = 17 Prozent

Risikofreier Anteil am Portfolio Beispiel 2

Zur Kontrolle wird überprüft, wie sich die beiden Beispielportfolios in einem Crash verhalten, der im Tiefpunkt 60 Prozent seines letzten Allzeithochs abgegeben hat.

Verlust maximal 20 Prozent
Verlust maximal 50 Prozent

Beide Investoren sind vor dem Crash mit 100.000 Euro im Markt investiert. Investor A hat sich für einen Anteil von 33 Prozent Risiko in seinem Portfolio entschieden. Bei ihm sind 67 Prozent risikofrei angelegt. Investor B hat sich für einen Anteil von 83 Prozent Risiko in seinem Portfolio entschieden. Bei ihm sind nur 17 Prozent risikofrei angelegt. Nun kommt es zum Crash. Im Tiefpunkt des Crashs hat der weltweite Index, in den beide Investoren investiert sind, 60 Prozent seines Wertes verloren. Der Verlust von 60 Prozent im risikobehafteten Anteil führt zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen im Gesamtportfolio beider Investoren. Investor A verfügt noch über 80.000 Euro seines Kapitals und hat 20 Prozent verloren. Investor B verfügt nur noch über 50.000 Euro seines Kapitals und hat 50 Prozent verloren. Solange beide Investoren Ruhe bewahren und die Situation aussitzen, handelt es sich bei den Verlusten um Buchverluste. Sie wurden nicht realisiert. Dreht nun nach Erreichen des Tiefpunkts der Markt und steigt über die Monate von seinem letzten Tiefpunkt um 250 Prozent an, hat Investor B durch seinen höheren Risikoanteil die Nase deutlich vorn. Sein Portfolio ist deutlich größeren Schwankungen ausgesetzt, welche als Volatilität bezeichnet werden.

Das Wichtigste, was Du gerade gelernt hast:

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Das Risiko für Dein Gesamtportfolio steuerst Du zuerst über Deinen risikofreien Anteil!

Schreibe Dir am besten auf, für welchen risikofreien und risikobehafteten Anteil Du Dich für Dein Gesamtportfolio entscheidest und notiere Dir dazu die Annahmen, die Du aufgestellt hast.

Im gezeigten Beispiel bestand die Risikoposition aus einem weltweiten Aktienindex, dem MSCI World, der sich sehr einfach über einen einzigen ETF abbilden lässt. Bedenke, dass bei einer Investition in Einzelaktien ein Kursrutsch deutlich höher ausfallen kann. In allen der drei vorgestellten Ereignisse gab es Einzelunternehmen, deren Aktien bis zu 90 Prozent gesunken sind. Berücksichtige das beim „maximal erwarteten Kursrückgang“ in der Formel, die ich Dir vorgestellt habe, um Deinen risikobehafteten Anteil am Portfolio zu berechnen.

Frage 3: Aus welchen Assetklassen möchtest Du Dein eignes Portfolio erstellen und wie möchtest Du sie gewichten?

Dir sind nun die Ziele klar, die Du mit Deinem Portfolio verfolgst und den risikofreien Anteil Deines Portfolios hast Du auch festgelegt. Im letzten Schritt geht es darum, die für Dich passenden Assetklassen zu identifizieren und zu gewichten. Dafür hilft ein kurzer Überblick über die verfügbaren Assetklassen.

Bestimmt weißt Du, was Aktien sind. Doch an der Börse lassen sich nicht nur Aktien handeln. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Vermögenswerte (englisch: assets), die an der Börse gehandelt werden können. Vermögenswerte mit gemeinsamen Merkmalen hinsichtlich Mindestanlagesumme, Anlagedauer und Risiko-Rendite-Verhältnis werden in Assetklassen zusammengefasst. Sie bilden damit das Anlageuniversum, in das Du Kapital investieren kannst und somit die Grundbausteine Deines Portfolios. In meinem Artikel Was sind Assetklassen? kannst Du mehr darüber lesen. Die wichtigsten Assetklassen der Finanzwelt sind:

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Aktien

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Anleihen (synonym: Renten, Bonds)

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Immobilien

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Rohstoffe

 

Darüber hinaus streben zwei weitere Klassen danach, dauerhaft als Assetklasse akzeptiert zu werden:

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Kryptowährungen

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P2P Kredite

 

Und in welche Assetklasse sind ETFs (Exchange Traded Funds) einzuordnen, von denen Du bestimmt schon gehört hast? ETFs bilden nicht nur Aktien-Indizes wie den DAX eins zu eins nach, sondern können auch auf Anleihen, Immobilien und Rohstoffe „aufgelegt“ werden. Je nachdem, ob Du ETFs auf Aktien, Anleihen, Immobilien oder ETCs auf Rohstoffe (das „C“ steht für „Commodities“, also Rohstoffe) erwirbst, wird der ETF der jeweiligen Assetklasse zugeordnet. Du weißt also nun, dass Du jede Assetklasse auch mit ETFs abbilden kannst.

Du hast also gerade gelernt:

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Assetklassen strukturieren das Anlageuniversum und bilden die Bausteine, mit denen Du Dein eigenes Portfolio erstellen kannst. Die etablierten Assetklassen kannst Du mit ETFs abbilden.

Für die Portfoliokonstruktion verwende ich ein 20/80 Portfolio mit einem risikofreien Anteil von 20 Prozent und einem risikobehafteten Anteil von 80 Prozent.

Diese Gewichtung passt Du natürlich an Deine gewählten Vorgaben an.

Der Anlagehorizont für das Beispiel beträgt mehr als 20 Jahre, sodass mit diesem Portfolio ein sehr hohes Risiko eingegangen wird. Ziel ist die Maximierung der Rendite für den langfristigen Vermögensaufbau.

20-80 Portfolio

Auswahl der Assetklassen für den risikofreien Anteil im Portfolio

Für den risikofreien Anteil im Portfolio kommen zwei Assetklassen zur Auswahl: zum einen Cash und zum anderen kurzlaufende Staatsanleihen bester Bonität. Solange der Cash Anteil weniger als 100.000 Euro beträgt oder so verteilt werden kann, dass er vollständig über die Einlagensicherung geschützt ist, verzichte ich auf die Assetklasse „Staatsanleihen“. Dafür gibt es zwei Gründe:

 

E

Der Cash Anteil ist auf Tagesgeldkonten über die Einlagensicherung gegen Verlust geschützt und

E

Staatsanleihen rentieren negativ

 

Kurzlaufende Staatsanleihen sind dann in Betracht zu ziehen, wenn:

 

E

Der Cash Bestand nicht mehr mit der Einlagensicherung abgedeckt werden kann oder

E

Kurzlaufende Staatsanleihen besser rentieren als ein Tagesgeldkonto oder

E

Negativzinsen für Bargeldbestände zu zahlen sind, was inzwischen immer mehr Banken einführen

 

Für das Beispielportfolio entscheide ich mich für Cash auf dem Tagesgeldkonto. Die gewählte Assetklasse lautet:

 

N

Cash auf dem Tagesgeldkonto

Auswahl der Assetklassen für den risikobehafteten Anteil im Portfolio

Für den risikobehafteten Anteil im Portfolio kannst Du nun auf eine breite Auswahl an „Risiko“ zurückgreifen. Für das Beispiel entscheide ich mich für Aktien und Rohstoffe und gegen Anleihen und Immobilien. Um an modernen Technologien zu partizipieren nehme ich auf jeden Fall auch Kryptowährungen in mein Portfolio auf. Und weil ich überzeugt davon bin, dass P2P Kredite gar nicht bis extrem wenig mit dem Aktienmarkt korrelieren, nehme ich auch noch P2P Kredite in mein Portfolio auf. Damit ergeben sich für den risikobehafteten Anteil im Beispielportfolio die folgenden Assetklassen:

 

N

Aktien

N

Rohstoffe

N

P2P Kredite

N

Kryptowährungen

 

Die beiden folgenden Assetklassen werden nicht in mein Portfolio aufgenommen:

 

M

Anleihen

M

Immobilien

 

Nachdem Du nun Deine favorisierten Assetklassen ausgewählt hast, ist im letzten Schritt noch ihre Gewichtung am Gesamtportfolio festzulegen.

Die Gewichtung der Assetklassen im Portfolio

Für den risikofreien Anteil im Portfolio ist die Gewichtung bereits festgelegt. Da hier nur Cash auf dem Tagesgeldkonto zum Einsatz kommt, müssen die 20 Prozent nicht weiter aufgeteilt werden. Für den risikobehafteten Anteil im Portfolio wähle ich folgende Vorgehensweise: Ich entscheide mich zuerst für die Gewichtung der Assetklassen, bei denen ich mir sicher bin. Anschließend schaue ich mir die verbleibenden Assetklassen an.

Ich beginne mit der Assetklasse ROHSTOFFE, denn ich möchte Gold und Silber in mein Portfolio aufnehmen. Wenn Du im Netz die Fragestellung recherchierst, wie viel Gold in ein Portfolio gehört, findest Du natürlich keine eindeutige Antwort. Du wirst aber feststellen, dass die Mehrheit aller Empfehlungen für Gold einen Korridor von 5 bis 15 Prozent adressiert. Wenn Du damit beginnst, eine Position in Gold aufzubauen, verschaffe Dir einen Überblick über den Goldpreis. Kommst Du zu der Einschätzung, dass das Potenzial von Gold ausgeschöpft ist, baue zunächst eine kleine Position auf, zum Beispiel 5 Prozent. Kommst Du zu der Einschätzung, dass noch jede Menge Potenzial vorhanden ist, baue eine größere Position auf, zum Beispiel 10%.

Der beigefügte Chart zeigt den HUI Gold Bugs Index der letzten 10 Jahre bis Juli 2020. Achte darauf, woher der Index kommt (links oben in der Grafik).

Wie schätzt Du sein aktuelles Potenzial nach oben ein? Ich entscheide mich für eine Gewichtung der Assetklasse Rohstoffe in meinem Gesamtportfolio wie folgt:

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Rohstoffe: 5 Prozent in Gold

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Rohstoffe: 5 Prozent in Silber

HUI Gold Bugs Index

Bei den nächsten beiden Assetklassen bin ich mir auch ziemlich sicher in Bezug auf die maximale Gewichtung in meinem Gesamtportfolio. Die Assetklasse P2P KREDITE ist hoch riskant. Ich gewichte sie mit maximal 5 Prozent in meinem Portfolio. Die Assetklasse KRYPTOWÄHRUNGEN ist hoch spekulativ und hat keinen intrinsischen Wert. Ich gewichte sie ebenfalls mit maximal 5 Prozent in meinem Portfolio.

 

E

Kryptowährungen: 5 Prozent

E

P2P Kredite: 5 Prozent

 

Es verbleiben in meinem Beispielportfolio noch 60 Prozent, die ich der Assetklasse Aktien zuweisen kann. Mit einer hohen Aktienquote maximiere ich meine Renditechance. Ich fühle mich damit wohl.

 

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Aktien: 60 Prozent

Portfolio mit Assetklassen gewichtet

Das Beispielportfolio sieht nun folgendermaßen aus (Grafik). Und damit ist der Aufbau des Portfolios auch erst einmal abgeschlossen und die Gewichtung der Assetklassen festgelegt.

Deine Ziele, Dein Risiko und Deine Assetklassen hast Du festgelegt. Auf dieser Basis könntest Du nun damit beginnen, Assets in den jeweiligen Assetklassen zu erwerben.

Vor dem Erwerb von Assets empfehle ich meine beiden kommenden Artikel „Money Management implementieren“ und „Risiken steuern“. Sie helfen Dir dabei, die Risiken der einzelnen Assetklassen weiter zu reduzieren. Hast Du Fragen zu diesem Artikel, zögere bitte nicht und nimm Kontakt zu mir auf.

Wenn Dich die Wechselwirkung der Assetklassen untereinander stärker interessiert, schaue Dir einmal das Tool Korrelationen Assetklassen auf Multi Asset an. Ich habe bewusst darauf verzichtet, dieses Thema in meinem Artikel zu vertiefen, weil es hier den Rahmen sprengen würde. Du kannst Dir aber merken, dass sich die jeweiligen Assetklassen nicht linear in die gleiche Richtung entwickeln, also immer alle zusammen steigen oder fallen. Durch die Zusammenstellung verschiedener Assetklassen in einem Portfolio wird also ein Zustand angestrebt, in dem eine Assetklasse steigt, sollte eine andere Assetklasse fallen, was letztlich die Schwankungsbreite (Volatilität) im Portfolio reduziert.

Konntest Du etwas Nützliches aus meinem Artikel für Dich mitnehmen? Hast Du bereits ein oder mehrere Portfolios konstruiert und was sind Deine Schwerpunkte in der Portfoliozusammenstellung? Ich freue mich über einen Kommentar oder ein Feedback von Dir.

Was denkst Du?

7 Kommentare

  1. Christian

    Das ist ein hochinteressantes Thema und es wurde gut verständlich dargelegt. Vielen Dank dafür! Gerade die Bewusstmachung und Einordnung der eigenen Risikobereitschaft sind elementar wichtig für jeden, der sich ernsthaft mit dem eigenen Vermögensaufbau beschäftigen möchte.

    Antworten
    • Mission Wohlstand

      Hallo Christian,

      danke für Deinen Kommentar. Vielleicht interessieren Dich auch die beiden nächsten Artikel, die zu dieser Serie in Kürze veröffentlicht werden.

      Antworten
  2. Marion

    Ich finde diesen Beitrag gut strukturiert und leicht verständlich geschrieben und somit auch für Neueinsteiger geeignet. So kann man Schritt für Schritt die Finanzwelt verstehen und sich sein eigenes Finanzkonzept erstellen.

    Antworten
    • Mission Wohlstand

      Hallo Marion,

      danke für Deinen Kommentar. Es freut mich sehr, wenn mein Artikel zu einem besseren Verständnis beiträgt.

      Antworten
  3. grubh

    Wenn man bedenkt, dass andere (Experten) ganze Bücher über richtiges Anlegen schreiben und dabei nicht selten den eigenen Anlagehorizont zur besten Theorie erheben, bin ich positiv von diesem weiteren Experten überrascht worden.
    Hätte ich diesen Artikel in der Dotcom-Blase gekannt und seine wenigen Regeln befolgt, wäre ich heute um ein paar Tausend Euro reicher.
    Mein Tipp: Das Portfolio an die jeweiligen Marktgegebenheiten anpassen und etwas mehr Mut bei der Zusammenstellung der Assetklassen: Der Gold- und Kryptoanteil ist eindeutig untergewichtet. Setzt aber voraus, auch etwas Geld in Expertenwissen zu investieren.

    Antworten
    • Mission Wohlstand

      Hallo grubh,

      danke für Dein Feedback und die wertvolle Ergänzung. Ich sehe es auch so, dass ein Portfolio an die jeweiligen Marktgegebenheiten anzupassen ist. Bei der Zusammenstellung der Assetklassen ist es definitiv wichtig, sich mit den Eigenschaften der jeweiligen Assetklasse vertraut zu machen, damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt. Gold ist nach meiner Einschätzung langfristig immer ein Gewinner, wobei ich es als Möglichkeit zur Konservierung der Kaufkraft verstehe. Der Kryptomarkt ist sehr interessant und zeigt gerade aktuell erneut sein gewaltiges Renditepotenzial. Ganz gespannt bin ich auch, wie die marktbeherrschenden Zentralbanken zukünftig Einfluss auf die Kryptowährungen nehmen werden, wenn sie ihr E-Geld implementieren.

      Antworten
      • grubh

        Mit dem „Krypto-Geld“ der Notenbanken wird es wohl noch dauern, schließlich würde das der Sargnsgel des Fiatgeldes sein.

        Antworten

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